pdp 2.0: Individuell maßgeschneiderte Demenz-Prävention

In Luxemburg sollen noch mehr Menschen gezielt ihr Demenz-Risiko verringern können.

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    (l. nach r.) Deborah McIntyre, Neurologin ; Anne Kaysen, Projektmanager ; Valerie Schröder, Neuropsychololgin (Memory Coach) ; Rejko Krüger, Professor für Neurowissenschaften und Koordinator von pdp ; Paulette Lenert, Ministerin für Gesundheit
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    Valerie Schröder, Neuropsychololgin (Memory Coach)

 

Das luxemburgische Programm Demenz Prävention pdp geht in eine neue Förderperiode. Dabei wird es sich weiter in Richtung individueller Präzisions-Prävention entwickeln und helfen, das Demenz-Risiko in Luxemburg zu vermindern. Davon profitieren Menschen mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung – dem so genannten Mild Cognitive Impairment (MCI). MCI ist eine geringfügige Leistungsminderung des Gehirns, die im weiteren Verlauf in eine Demenz münden kann. Im Rahmen von pdp werden bei Menschen mit MCI gezielt Risikofaktoren beeinflusst und somit entscheidend die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass sie eine Demenz entwickeln. "Mit der neuen Phase von pdp wollen wir noch mehr Menschen mit MCI in Luxemburg erreichen und damit die Demenz-Prävention weiter intensivieren und gezielter anbieten", sagt Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Dazu werden das pdp-Team erweitert und die Unterstützungsangebote für Menschen mit MCI ausgeweitet. Zudem wird die begleitende Forschung intensiviert, um weitere Risikofaktoren zu identifizieren. Gelingt dies, lassen sich die vorbeugenden Maßnahmen noch zielgerichteter gestalten.

Die statistische Lebenserwartung in Europa und so auch in Luxemburg steigt. Das bedeutet aber auch: Das Risiko, im Alter an einer Demenz zu erkranken, vergrößert sich. Dieses Risiko bei möglichst vielen Menschen zu reduzieren, ist das Ziel des Programms Demenz Prävention pdp. pdp beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen1 zu den Möglichkeiten der Demenz-Vorbeugung: Forscher haben ein Dutzend Risikofaktoren identifiziert, die man tatsächlich gezielt beeinflussen und somit einer Demenz vorbeugen oder sie wenigstens hinauszögern kann. Diese Erkenntnis gab den Ausschlag dafür, dass das luxemburgische Gesundheitsministerium im Jahr 2018 in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Centre für Systems Biomedicine (LCSB) der Universität Luxemburg im Rahmen von pdp die Maßnahmen zur Demenzprävention deutlich verstärkt hat.

MCI ist umkehrbar

Risikofaktoren, die eine Demenz begünstigen sind Übergewicht, Bluthochdruck, Depressionen, Schwerhörigkeit oder ein schlecht eingestellter Diabetes. Auch Rauchen, soziale Isolation oder mangelnde Bewegung begünstigen das Entstehen einer Demenz. In einer Frühphase fördern diese Faktoren zunächst das Entstehen von MCI: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns lässt etwas nach – ein zunächst noch umkehrbarer Prozess. Hier setzt pdp an. Menschen, bei denen ein Verdacht auf MCI besteht und die Hinweise auf erhöhte Risikofaktoren zeigen, können von ihrem behandelnden Arzt an das Programm überwiesen werden. Dort werden diese Personen genau untersucht, um ihr kognitives Profil anhand von Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Sprachtests zu erstellen und ihre Lebensgewohnheiten zu erfassen. So entsteht für jeden Patienten ein individuelles Risikoprofil.

Basierend auf dem Risikoprofil kann pdp dann konkrete und kostenlose Maßnahmen vorschlagen: Für Menschen, die ihre körperliche Aktivität steigern sollten, ist vielleicht ein Sportkurs das Richtige. Wer sein Gewicht reduzieren muss, kann eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Bei wieder anderen Menschen lässt sich MCI mit gezieltem Training der Gedächtnisleistung oder einem passenden Hörgerät bekämpfen. "Mit Hilfe von pdp haben in den letzten beiden Jahren mehr als 180 Menschen die Chance bekommen, ihre Demenz-Risikofaktoren zu erkennen und zu reduzieren", so Rejko Krüger, Professor für Neurowissenschaften und Koordinator von pdp.

Grundlage dafür ist die enge Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärzten und Gesundheitsdienstleistern in Luxemburg. So informiert das pdp-Team die Ärzte über Art und Ausmaß der Demenz-Risiken der Patienten. Die Ärzte sind an pdp aktiv beteiligt, indem sie beispielsweise die Therapie zur Einstellung von Diabetes oder erhöhtem Blutdruck engmaschig kontrollieren. "Nur in diesem kooperativen Ansatz ist es möglich, für jeden Betroffenen ein individuelles und wirksames Präventionsprogramm zu entwickeln", so Krüger. Ganz besonders wichtig sind aber auch die Kursanbieter und sozialen Dienstleister, für deren Angebote Menschen mit MCI Gutscheine bekommen können. "Sie stehen in ständigem Kontakt mit den von MCI betroffenen Menschen", sagt Krüger: "Ihre Arbeit mit den Patienten ist die Basis für den Erfolg von pdp."

pdp wird digital

Damit noch mehr Menschen im Rahmen von pdp im Kampf gegen die Demenz unterstützt werden können, wird das Netzwerk zu diesen Akteuren in der neuen Förderperiode des Programms ausgeweitet. "Wir möchten, dass möglichst viele Menschen in Luxemburg von pdp profitieren", sagt Gesundheitsministerin Lenert. Aus diesem Grund gibt es jetzt Anlaufpunkte zum pdp nicht nur in der Stadt Luxemburg, sondern auch in Ettelbrück und in Esch/Belval. Zudem sollen im Rahmen von pdp auch digitale Angebote entwickelt werden. Sie sind insbesondere unter den Bedingungen der aktuellen Corona-Pandemie sehr wichtig. Zwar genügen die persönlichen Untersuchungen an den pdp-Standorten höchsten Hygienestandards. "Aber mit digitalen Angeboten können wir noch mehr Menschen erreichen, die sich derzeit eher zurückhalten und in ihrer Wohnung bleiben", so Krüger.

Die Initiatoren von pdp haben das Programm bereits in Richtung eines Präzisions-Präventions-Konzepts weiterentwickelt und werden die Maßnahmen nun auch mit eigenen Forschungsprojekten in Luxemburg begleiten: "Wir möchten untersuchen, welchen Einfluss das soziale Umfeld, sozioökonomische Faktoren, die Ernährung und die Zusammensetzung der Darmflora im Verdauungstrakt auf die Risikofaktoren haben", sagt Prof. Krüger: "Davon versprechen wir uns, weitere Demenz-Risikofaktoren zu identifizieren – die wir im Rahmen von pdp dann gezielt adressieren und reduzieren können." So sollen nicht nur mehr Menschen erreicht, sondern die Qualität ihrer Behandlung soll auch kontinuierlich verbessert werden.

1 Livingston, G., Huntley, J., Sommerlad, A., Ames, D., Ballard, C., & Banerjee, S. et al. (2020). Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. The Lancet, 396(10248), 413-446. doi: 10.1016/s0140-6736(20)30367-6

pdp ist Mitglied im FINGER-Consortium, das alle Demenz-Präventions-Programme weltweit verbindet.

 

Pressemitteilung des Ministerium für Gesundheit/ Universität Luxemburg

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