Vorstellung der Ergebnisse der landwirtschaftlichen Buchführung des SER

Stabile wirtschaftliche Lage im Milchsektor wird durch aktuelle Tiefpreisphase im Schweinesektor überschattet

Im Rahmen einer Pressekonferenz hat Romain Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, am 8. Dezember 2020 die Buchführungsergebnisse der luxemburgischen Landwirtschaft und des Weinbaus für 2019, sowie die Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2020 auf Grund des landwirtschaftlichen Testbetriebsnetzes präsentiert.

Im Testbetriebsnetz werden jährlich aktuelle Informationen zur ökonomischen Lage der Landwirtschaft u.a. nach Erwerbstyp, Betriebsform und Betriebsgröße ausgewertet. Für das Jahr 2019 wurden in diesem Rahmen 587 landwirtschaftliche Betriebe ausgewertet. Diese Zahlen wurden auf die rund 1300 Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe des Großherzogtums hochgerechnet.

Die Resultate werden auf Basis des Ordentlichen Ergebnisses (OE) dargestellt. Das OE stellt den bereinigten Gewinn dar und drückt den Erfolg des Unternehmens bereinigt von außergewöhnlichen Einflüssen aus.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Das durchschnittliche Ordentliche Ergebnis (OE) des Wirtschaftsjahres 2019 ist um 3,5% im Vergleich zum Vorjahr gesunken, liegt aber mit 60.200 Euro je Betrieb über dem Fünfjahresdurchschnitt (47.700 Euro/Betrieb). Für 2020 prognostiziert der SER ein weiteres Jahr, das mit einem OE pro Unternehmen von 59.300 Euro über dem Fünfjahresdurchschnitt liegt.
  • Das landwirtschaftliche Einkommen je nicht entlohnte Arbeitskraft liegt auf dieser Berechnungsgrundlage 2019 wie auch 2020 bei durchschnittlich rund 39.000 Euro. Zum Vergleich: das durchschnittliche Einkommen der Arbeitnehmer in Luxemburg lag im Jahr 2018 bei einem Bruttogehalt von 65.800 Euro (der Medianwert lag bei 49.500 Euro[1]).

Das Resultat wird in erster Linie beeinflusst durch:

  • gute Erzeugerpreise und eine seit dem Jahr 2017 anhaltende stabile Marktlage in der Milchwirtschaft. Das durchschnittliche Ergebnis wird maßgebend durch die Lage in der Milchwirtschaft beeinflusst, da es sich bei dieser Produktion um das Hauptstandbein der luxemburgischen Landwirtschaft handelt: 35% der landwirtschaftlichen Unternehmen sind in der Betriebsorientierung der spezialisierten Milchbetriebe vertreten; diese Unternehmen erwirtschaften 60% des gesamten theoretischen Produktionswerts der luxemburgischen Landwirtschaft[2].

Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, Romain Schneider, begrüßte in diesem Zusammenhang, dass es den Milchviehunternehmen, wie auch den gemischten Unternehmen gelungen ist, sich von der Krise nach der Abschaffung der Milchquoten im Jahr 2015 zu erholen.

Besorgniserregend sind allerdings:

  • die aktuelle Entwicklung auf dem Schweinemarkt: im Jahr 2019 konnten die Schweinehalter zwar auf Grund der guten Schlachtpreise in der EU ein überdurchschnittlich hohes Ergebnis erzielen; ab dem zweiten Quartal des Jahres 2020 aber setzte sich, unter dem Einfluss der zeitweiligen Schließung großer Schlachthöfe, bedingt durch die Corona-Pandemie, sowie des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland, eine Trendwende mit einem hohen Druck auf die Schweinepreise ein; aktuell müssen sich die Schweineproduzenten auf eine Tiefpreisphase von -30% im Vergleich zum Vorjahr 2019/2020 einstellen.
  • die Einkommenssituation der Rindfleischprozenten: die haupterwerblichen Rinderaufzucht- und Rindermastbetriebe erwirtschafteten im Jahr 2019 lediglich ein OE von durchschnittlich 21.200 Euro pro Unternehmen. Die Situation ist in erster Linie strukturell bedingt, auf Grund von sehr niedrigen Umsatzerlösen und hohen Infrastrukturkosten.
  • die Futterversorgung auf den landwirtschaftlichen Betrieben: der Sommer 2020 ist, nach den beiden Vorjahren, der dritte Sommer am Stück, der durch hohe Temperaturen und Trockenheit gezeichnet war; auf Grund der aufgebrauchten Futterreserven wurde bereits für das Jahr 2020 ein wesentlich höherer Bedarf (+30%) an Futtermittelimporten prognostiziert; diese Problematik wird sich mit einer Steigerung der Futtermittelzukäufe auch auf das Wirtschaftsjahr 2021 auswirken.

Extrem hohe Schwankungen je nach Betriebsorientierung

Das Ergebnis ist demzufolge extrem hohen Schwankungen je nach Betriebsorientierung unterlegen. Ebenfalls ist eine sehr hohe Streuung zwischen den einzelnen Unternehmen innerhalb der Orientierungen festzustellen. So schaffen es beispielsweise die 25% besten Milchviehbetriebe auf ein OE pro nicht entlohnte Arbeitskraft von 107.000 Euro, die 25% besten Rindfleischproduzenten auf ein OE je nicht entlohnte Arbeitskraft von 77.000 Euro. Diese Unterschiede sind in erster Linie auf strukturelle Bedingungen (hohe Infrastrukturkosten) und betriebswirtschaftliche Entscheidungen (Betriebsmanagement) zurückzuführen.

Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung, Romain Schneider, unterstreicht, in Bezug auf die Schwankungen in einzelnen Sektoren, insbesondere die Situation der Orientierungen Schweine- und Rindfleisch, sei man im Dialog mit den betroffenen Akteuren und suche nach konstruktiven Lösungen. Als positiv bewertet Romain Schneider, dass im Rahmen der schwierigen Situation, die wir mit der Corona-Pandemie durchleben, die Landwirtschaft, trotz Einschränkungen und je nach Orientierung auch Einbußen, ihrer Tätigkeit weiter nachgehen konnte. Mit dem COVID-Konjunkturprogramm für die Landwirtschaft, das auf den 3 Komponenten "konsolidieren - fördern - innovieren" basiert und das über ein Gesamtbudget von 5 Millionen Euro verfügt, versuche man, auf die wirtschaftliche Lage zu reagieren. Zudem sei die Systemrelevanz der Landwirtschaft und der Stellenwert unserer Bauern in ihrer Rolle als Lebensmittelproduzenten vielen Verbrauchern erneut vor Augen geführt wurden. Es gelte jetzt, diesen Trend mittel- und langfristig auszubauen.

Förderung der lokalen Produktion und neuen Absatzmöglichkeiten: eine Priorität der Regierung

In diesem Sinn unterstrich der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung die Förderung der lokalen Produktion sowie von neuen Absatzmöglichkeiten als eine der großen Prioritäten der Regierung: In dieser Hinsicht versuche man sowohl auf Ebene der Erzeugung wie auch der Nachfrage mit Maßnahmen zu reagieren. "Das Agrargesetz verfolgt das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaftsbetriebe Luxemburgs zu verbessern, sowie eine nachhaltige Bewirtschaftung zu fördern. In diesem Zusammenhang stehen weiterverarbeitende und direktvermarktende Betriebe ganz besonders im Fokus: sie werden mit höheren Obergrenzen bei den Investitionen gefördert und im Rahmen des Auswahlverfahrens vorrangig behandelt. Auf Ebene der Nachfrage haben wir mit Pilotprojekten im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung reagiert, etwa im Rahmen des Nationalen Bio-Aktionsplans. Weiterhin sieht die Regierung konkrete Maßnahmen vor, Startups und vor allem auch die neuen Kooperationsformen zwischen Erzeuger und Verbraucher in Zukunft verstärkt zu unterstützen. All diese Maßnahmen sind Teil der 'Landwirtschaft+', die sich auf die drei Säulen – ökologisch, ökonomisch und sozial – stützt und sich in ihrer Gesamtheit durch Nachhaltigkeit, Qualität und Vielfalt auszeichnet."

Mehr Informationen finden sie in der Wiedergabe des Webinars: "Vorstellung der Ergebnisse der landwirtschaftlichen Buchführung des SER" (07.12.20).

https://agriculture.public.lu

[1] STATEC, Salaires au Luxembourg, 09.2020

[2] Die Berechnung erfolgt auf Basis des Standardoutputs (SO). Der SO stellt die standardisierte Rechengröße dar, die den durchschnittlichen Geldwert der Bruttoagrarerzeugung eines landwirtschaftlichen Betriebs laut den Vorgaben der EU beschreibt.

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung

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