"Mit Beschlüssen alleine ist es nicht getan", Romain Schneider au sujet du sommet mondial de l'alimentation de Rome

Tageblatt: Eine allgemeine Willenserklärung zur Bekämpfung des Hungers, aber keine genauen Zahlen bezüglich finanzieller Hilfe, kein genauer Zeitplan: Die Ergebnisse des Welternährungsgipfels erscheinen etwas mager. Wie bewerten Sie als Teilnehmer, als Vertreter der Luxemburger Regierung in Rom, den Ausgang des Gipfels?

Romain Schneider: Große Gipfel sind immer mit sehr viel Theorie verbunden. Für mich persönlich - und dabei bin ich mit dem Generaldirektor der Welternährungsorganisation (FAO) Jacques Diouf einer Meinung - ist nicht so wichtig, dass konkret etwas festgehalten wird, sondern vielmehr, dass Beschlüsse und Projekte umgesetzt und effizient weiterverfolgt werden. Zum Beispiel: Das Ziel, das anlässlich des Millenniumgipfels im Jahr 2000 festgehalten wurde, sprich, dass bis 2015 die Zahl der weltweit Hungernden halbiert werden sollte, ist ein sehr gutes Ziel. Nur was ist passiert? Anstatt dass die Zahl der Hungernden zurückging, ist sie von 800.000 Millionen auf eine Milliarde Menschen gestiegen. Insofern ist die Willenserklärung von Rom, die - und das ist sehr wichtig - einen Kompromiss darstellt, der von allen beteiligten Partnern (Nichtregierungsorganisationen/ NGO, Regierungen, Unternehmen) getragen wird, kein so schlechtes Ergebnis. Auch nicht vergessen darf man, dass im Rahmen des Rom-Gipfels beschlossen wurde, eine UN-Plattform zu schaffen, deren Aufgabe es sein wird, die zahlreichen, guten Projekte zu' koordinieren und zu bündeln.

Tageblatt: Auch wurde in Rom ein Strategiewechsel angekündigt. Fortan will die Staatengemeinschaft anstatt auf simple materielle oder finanzielle "Exporte" verstärkt auf "Hilfe zur Selbsthilfe" setzen...

Romain Schneider: Ja, aber hierbei handelt es sich um eine Politik, die Luxemburg bei seiner Entwicklungshilfe und seinen Kooperationsprojekten (zu denen eben auch - direkt oder indirekt - der Kampf gegen den Hunger gehört) seit jeher verfolgt. Mit seinen Projekten in den verschiedenen Partnerländern will das Großherzogtum immer zielgerichtet, vor Ort auf die jeweiligen Probleme einwirken. Und dies durch Vermittlung von technischem Know-how, durch Aus- und Weiterbildung also. Dies bringt den Betroffenen mehr, als wenn man nur einfach Geld in irgendein Projekt pumpt bzw. Geld überweist und nicht einmal weiß, ob dieses richtig eingesetzt wird.

Tageblatt: Alle sechs Sekunden stirbt auf der Welt ein Kind an Hunger. Denkt man als Politiker daran, wenn man auf dem Welternährungsgipfel debattiert, oder geht man eher nüchtern an das Thema ran?

Romain Schneider: Persönlich denke ich schon daran, man macht sich so seine Gedanken. Und ich muss gestehen, ich fühle mich auch nicht sonderlich wohl dabei in dem Sinne, dass man auf dem Gipfel eben über Armut debattiert, gleichzeitig aber nicht direkt helfen kann. Auch wird man sich angesichts der angesprochenen Probleme auch erneut bewusst, wie gut wir in Europa es eigentlich haben.

Tageblatt: Im Kampf gegen die Armut, gegen den Hunger in der Welt, wie sehen sie den Stellenwert, die Rolle der Politik, der NGO?

Romain Schneider: Für mich ist es ein Miteinander. Selbstverständlich muss die Politik vorangehen und die Rahmenbedingungen setzen, aber die Nichtregierungsorganisationen sind bei der gemeinsamen Umsetzung der Projekte und der Durchführung von Hilfsaktionen unersetzbar.

Tageblatt: Welche Rolle spielt Luxemburg auf der internationalen Bühne?

Romain Schneider: Viele Länder, allen voran afrikanische Staaten, schätzen Luxemburg ob seiner Leistungen sehr hoch ein. Unsere Hilfe ist absolut betrachtet vielleicht nicht enorm, aber immer konkret und effizient. Luxemburg wird innerhalb der FAO dann auch nicht nur als Geldgeber, sondern auch als ernst zu nehmder Dialogpartner wahrgenommen.

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