"Leistungen der Landwirte respektieren", Romain Schneider au sujet de l'importance de la foire agricole à Ettelbrück et des problèmes actuels dans l'agriculture luxembourgeoise

Luxemburger Wort: Romain Schneider, heute fällt in Ettelbrück der Startschuss zur diesjährigen "Foire agricole". Welche Bedeutung messen Sie dieser traditionsreichen Ausstellung heutzutage zu?

Romain Schneider: Die "Foire agricole" ist alljährlich eine einzigartige Gelegenheit für alle Akteure der Luxemburger Landwirtschaft, ihren Wirtschaftssektor in all seinen Facetten und Entwicklungen darzustellen sowie das Interesse an den Berufen des Agrarsektors zu wecken. Zudem ist sie eine herausragende Werbeplattform für die Produkte und Leistungen der nationalen Landwirtschaft.

Luxemburger Wort: Nun hat erst vor wenigen Tagen mit dem "Verband Group" ein ganz zentraler Akteur der hiesigen Agrarszene angekündigt, das Herzstück seiner Aktivitäten ins Ausland zu verlagern.

Romain Schneider: Ja, und das bedauere ich sehr. Es gibt Eckpunkte bei Produktion und Verarbeitung von Fleisch, Milch und Getreide, die man meines Erachtens im Sinne der Identität unserer nationalen Landwirtschaft und des Erhalts von Verbrauchervertrauen und Rückverfolgbarkeit auf nationalem Niveau erhalten sollte. Natürlich steht es jedem Unternehmen frei, aufgrund wirtschaftlicher Berechnungen Entscheidungen zu fallen, doch es gibt daneben auch andere Werte.

Luxemburger Wort: Zehren Abgänge wie die eines Großteils des Agrarzenters nicht auch an der Glaubwürdigkeit von Kampagnen wie "Sou schmaacht Lëtzebuerg"?

Romain Schneider: So weit würde ich nicht gehen, allerdings ist es ihrer Durchschlagskraft ganz sicher nicht förderlich.

Luxemburger Wort: Die FAE ist auch alljährlich Gelegenheit für viele Menschen, um einst selbstverständliche Abläufe der Nahrungsmittelproduktion neu kennenzulernen. Wie gefährlich ist diese zunehmende Entfremdung von der Landwirtschaft?

Romain Schneider: Diese pädagogische Rolle gehört vielleicht zu den bedeutendsten Herausforderungen des Agrarsektors überhaupt. Wir sind in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker von einer ländlichen zu einer reinen Konsumgesellschaft geworden. Wir müssen wieder mehr Verständnis und Respekt für die Leistung der Landwirtschaft und auch für den Wert unserer Lebensmittel entwickeln.

Luxemburger Wort: Dennoch scheinen die Landwirte oftmals vor allem als ewige Subventionsempfänger angesehen zu werden. Ein einseitiges Bild, das die Landwirte durch die Forderung nach angemessenen Erzeugerpreisen auch selbst loswerden wollen.

Romain Schneider: Ich verstehe das Verlangen nach fairen Erzeugerpreisen sehr gut, doch der Weg dorthin ist äußerst komplex. Die EU hat sich zu Recht hohe Kriterien für die Lebensmittelproduktion gesetzt, die aber auch dementsprechend hohe Kosten generieren, sodass sie über die Preise nicht mehr aufzufangen sind, solange in anderen Teilen der Welt zu weniger hohen Kriterien und Kosten produziert werden kann. Ausgleichszahlungen sind hier unumgänglich.

Luxemburger Wort: Manche meinen, es wäre auch schon viel geholfen, wenn vom Verbraucherpreis mehr beim Landwirt ankäme, anstatt dass der Großhandel im wahrsten Sinne des Wortes die Sahne abschöpft...

Romain Schneider: Das mag sein, allerdings ist es sehr schwierig, hierauf einzuwirken. Wir müssen erst einmal Transparenz auf dem Markt schaffen und genau analysieren, wer wie viel abschöpft. Auf EU-Ebene befasst sich der sog. High-Level-Group zurzeit mit dieser wichtigen Aufgabe. Des Weiteren müssen wir aber auch Handlungsrahmen entwickeln, um die Spekulation aus den Rohstoffmärkten zu verbannen.

Luxemburger Wort: Im Rahmen der Reform der EU-Agrarpolitik setzt die EU-Kommission nun auch auf ein stärkeres "Greening" der Landwirtschaft.

Romain Schneider: Eine natur- und ressourcenschonende Produktion ist sicherlich richtig, allerdings sollte man das Rad nicht neu erfinden. Es gibt heute bereits unzählige Direktiven zu Natur- oder Gewässerschutz, die im Sinne der Nachhaltigkeit längst eingehalten werden müssen. Die Bauern dürfen auf keinen Fall unter noch mehr Auflagen und Bürokratie ersticken. Darüber hinaus: Die Leistungen der Landwirte in Sachen Landschaftspflege müssen erst einmal als öffentliche Dienstleistung von höchster Bedeutung anerkannt und auch entgeltet werden.

Dernière mise à jour