Romain Schneider au sujet de l'agriculture au Luxembourg

Tageblatt: Herr Schneider, sind Sie mit den vergangenen vier Jahren als Minister zufrieden?

Romain Schneider: Im Allgemeinen ja. Das Agrarministerium war ja Neuland für mich, ich habe mich aber gut in die Materie eingearbeitet. Ich hätte zwar lieber erst Bilanz im nächsten Juni gezogen, bis dahin sind es ja noch acht Monate. Es sind noch eine Reihe von Projekten von mir auf dem Instanzenweg, die aber abgeschlossen sind und nur auf Abstimmung im Parlament warten. Ein Beispiel ist das Gesetzesvorhaben zum „remembrement“. Es bleiben nur noch Details zu klären. Der Hauptpunkt ist mehr Demokratie, die Betroffenen sollen mitreden können. Wir wollen darüber hinaus nicht nur nach wirtschaftlichen, sondern auch nach ökologischen Gesichtspunkten vorgehen.

Tageblatt: Ein Vorhaben, das also den vorgezogenen Wahlen zum Opfer gefallen ist?

Romain Schneider: Ja, mit Sicherheit. Auch das Agrargesetz kann wahrscheinlich noch vor Jahresende gestimmt werden.

Tageblatt: Was sehen Sie als die "Highlights" dieser vier Jahre?

Romain Schneider: Die Highlights' waren eher negativ, wie die Krise im landwirtschaftlichen Sektor. Mein Mandat begann ziemlich heftig. Ich war gerade erst im Amt, da fand die große Aktion der Milchbauern wegen der Milchpreise statt. Ich bin froh, dass ich die schwierigen Situationen im Dialog lösen konnte, dass wir schnell eingreifen und den Bauern helfen konnten. Zweites Highlight war die Ausarbeitung der neuen gemeinsamen europäischen Agrarpolitik. Man hört im Agrarbereich wenig von nationalen Gesetzen, weil sie auf die EU-Agrarpolitik aufbauen, die einzige gemeinsame Politik in Europa. Es ist ein Prozess, der über drei Jahre dauerte und noch nicht abgeschlossen ist. Es war schön, bei diesen Arbeiten von Anfang an dabei zu sein.

Tageblatt: Wie überlebensfähig ist die luxemburgische Landwirtschaft?

Romain Schneider: Unsere Landwirtschaft hat sich mittlerweile exzellent aufgestellt, sowohl was die Infrastruktur betrifft als auch das Know-how. Bei der Umsetzung des neuen Agrargesetzes müssen wir darauf pochen, dass wir Betriebe haben, die gesund sind und vor allem gesund wachsen. Subventionen werden auch davon abhängen. Die Betriebe müssen sich der Fläche, die ihnen zu Verfügung steht, anpassen. Die Flächen sind eben begrenzt in Luxemburg. Wir haben 130.000 Hektar Agrarfläche, und die werden nicht mehr, sie nehmen ab. Über den sektoriellen Plan „Landschaften“ muss man vor allem versuchen, Flächen zu erhalten. Landwirtschaft ohne Flächen ist nun mal nicht möglich. Wir wollen keine Landwirtschaft, in der nur noch in großen Hallen gezüchtet wird.

Tageblatt: Wie steht es in Luxemburg mit der Verschuldung der landwirtschaftlichen Betriebe?

Romain Schneider: Der größte Teil von ihnen steht auf guten Füßen. Wichtig ist, dass die Betriebe nicht nur ein Standbein haben, sondern zwei oder drei. Es wird auch notwendig sein, die Unterstützungen zu deckeln. Wir können die Bauern nicht in eine Mauer laufen lassen. Die Betriebe müssen gesund wachsen. Es ist wichtig, dass sie ihre Festkosten wie Kredite und Zinsen so niedrig wie möglich halten. Es sind dies die Ausgaben, die schwanken. Diese muss man im Griff behalten. Man kann zwar die Nebenkosten wie Energie und Wasser beeinflussen, indem man den Landwirten andere Preise anbietet, aber die Festkosten steuern sie selbst.

Tageblatt: Kommen wir zu den Zielen des Regierungsprogramms. Ein Punkt war die Förderung der Biolandwirtschaft. Wurde das erreicht?

Romain Schneider: Wir haben einen Biolandwirtschaftsaktionsplan, in dem wir uns 4 Prozent Biolandwirtschaft was die Fläche und 6 Prozent was die Betriebe betrifft zum Ziel gesetzt haben. Im Moment liegen wir bei ungefähr 2,6 Prozent bzw. 4 Prozent. Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren schneller vorankommen werden. Die Politik hat erkannt, dass dies nicht nur mehr ein Nische, sondern ein Teil der Landwirtschaft ist. Vorher wurde Biolandwirtschaft ein bisschen als Hobby und Pionierarbeit betrachtet. Viele Landwirte denken mittlerweile darüber nach, wie sie von der traditionellen zur Biolandwirtschaft wechseln können. Das wird immer einfacher, weil die neue Landwirtschaft auf eine Reihe Kriterien der Biolandwirtschaft ausgerichtet ist. In der Biolandwirtschaft hat man ein Lastenheft, das man erfüllen muss. In der konventionellen Landwirtschaft muss man ebenfalls Kriterien erfüllen, um in den Genuss einer Prämie zu kommen. Beides überschneidet sich immer mehr.

Tageblatt: Sind es vor allem junge Landwirte, die gleich mit Biolandwirtschaft beginnen, oder sind es auch gestandene Betriebe, die auf Bio umsatteln?

Romain Schneider: Beides. Vor allem im Weinbau hat sich viel getan. Der Bioweinbau hat einen großen Sprung nach vorne getan.

Tageblatt: Ein Wort hierzu. Wird es ein gutes Weinjahr?

Romain Schneider: Ich war vor ein paar Tagen an der Mosel, und es sieht gut aus. Die Lese wird zwar 14 Tage später beginnen als üblich, was auf die Kälte zurückzuführen ist. Es gibt aber kaum Krankheiten in den Trauben. Voriges Jahr gab es zwar gute Qualität, aber keine Quantität. Dieses Jahr müsste beides in Ordnung sein.

Tageblatt: Wie steht es mit dem Natur- und Wasserschutz im Bereich der Landwirtschaft?

Romain Schneider: Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Innenministerium, um eine Reihe von Wasserschutzzonen auszuweisen, vor allem auch Quellenschutzzonen. Kürzlich sind eine Reihe von Verordnungen erlassen worden. Wir haben seit Jahren Programme zur Reduzierung von Pestiziden in der Landwirtschaft. Rund 85 Prozent der Betriebe nehmen an den Umweltprogrammen teil. Es sind freiwillige Programme, an die verschiedene Prämien gebunden sind.

Tageblatt: Und die erneuerbaren Energien?

Romain Schneider: Ich bin der Meinung, das zu nutzen, was bereits vorhanden ist. Ich bin nicht der Meinung, dass wir viele Hektare für Energie zupflanzen sollen. Die Ackerbaufläche, die man für die Nahrungsmittel nutzen kann, soll auch dazu benutzt werden. Wenn man bei Rotationsflächen die Möglichkeit hat, Bioenergie anzubauen, ist das in Ordnung. Mir ging es in diesem Bereich vor allem darum, wie man den festen „Mist“ und die „Gülle“ nutzen kann. Zusammen mit dem Wirtschaftsministerium haben wir den „Güllebonus“ geschaffen. Wenn ein bestimmter Anteil der Biomasse, die der Bauer in einer Biogasanlage abliefert, aus Gülle besteht, erhält er einen Bonus. Das müsste man noch weiter ausbauen. Momentan wird hierzulande 10 Prozent der Gülle genutzt. Da gibt es noch viel Potenzial. Auf 100 Prozent werden wir sicherlich nie kommen, aber 40-50 Prozent wären schon möglich.

Tageblatt: Es gibt immer mehr Labels für landwirtschaftliche Produkte. Das Regierungsprogramm sah vor, diese zu standardisieren. Wo stehen wir da?

Romain Schneider: Das ist uns eindeutig nicht gelungen. Es wäre gut, wenn wir weniger Labels hätten, aber es kamen das eine und andere hinzu. Das ist aber nicht das Problem. Wir müssen ein Gesamtkonzept ausarbeiten. Es ist einfach gesagt, wir machen weniger Labels. Aber jedes Label ist ja an Kriterien gebunden. Und wenn diese nicht übereinstimmen, können wir kein Einheitslabel schaffen. Dieser Punkt wurde vielleicht etwas schnell in das Regierungsprogramm aufgenommen. Es ist grundsätzlich eine gute Idee, aber nicht einfach umzusetzen. Man muss sich aber auch die Frage stellen, ob das wirklich so verwirrend für den Konsumenten ist. Es kann sein, muss aber nicht. Nehmen Sie das Beispiel Honig. Wenn die Leute regionalen Honig kaufen, dann haben sie die Wahl zwischen mehreren Sorten. Es ist nicht sicher, ob nur ein Label vorteilhafter wäre. Jeder Honig hat seine Eigenschaften. Das Gleiche gilt für Milch. Die „faire Milch“ hat dem Markt nicht geschadet. Im Gegenteil. Dadurch wird wieder mehr regionale Milch getrunken. Jedes Label beruht auf einer Lastenschrift. Die Kontrolle, ob diese befolgt wird, ist genauso wichtig wie die Produktion selbst.

Tageblatt: Zum Abschluss eine Frage über Ihre Zukunft: Wären Sie bereit, den gleichen Job noch einmal zu tun, wenn sich die Möglichkeit bieten sollte?

Romain Schneider: Selbstverständlich. Ich habe mich richtig gut eingearbeitet, und wäre bereit, fünf Jahre dranzuhängen. Am Anfang war ich skeptisch, ob ich das überhaupt kann. Aber jetzt fühle ich mich wohl dabei.

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