Erntegespräche 2020: Landwirtschaftsminister Romain Schneider besorgt um magere Getreideernte und Futtermangel

Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung Romain Schneider besuchte heute die Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG) in ihren neuen Gebäulichkeiten in Colmar-Berg, um sich während den Erntegesprächen mit Vertretern des Sektors (LSG, DE VERBAND, Moulins de Kleinbettingen) über den Abschluss der diesjährigen Getreideernte auszutauschen und Bilanz zu ziehen. 

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    (v. l. n. r.) Frédéric Baijot, Moulins de Kleinbettingen; Carlo Hess, Präsident der Luxemburger Saatbaugenossenschaft; Steve Turmes, Direktor der Luxemburger Saatbaugenossenschaft; Romain Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung; Klaus Palzkill, DE VERBAND GROUP / VERSIS; Camille Schröder, Präsident der Baueren-Allianz
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    (v. l. n. r.) Romain Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung
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    (v. l. n. r.) Romain Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung
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    (v. l. n. r.) Romain Schneider, Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung

Enttäuschende Getreide- und Futtererträge aber zufriedenstellende Qualität des Erntegutes

Die Getreideernte 2020 enttäuschte sowohl die Getreideproduzenten als auch die Erfasser und erreichte nicht das Ertragsniveau der vergangenen Jahre. Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung Romain Schneider, sowie die Vertreter des Agrarsektors sprachen von durchschnittlich 20-30% Ertragsverlusten im Getreidebau, betonten aber auch, dass die Erträge regional, je nach Bodenqualität, sehr stark schwankten. Die Ernte fand auf Grund der trockenen Witterung problemlos statt und die Qualität des Erntegutes stimmt.

Steve Turmes (Luxemburger Saatbaugenossenschaft LSG) und Klaus Palzkill (De Verband) erklärten, dass die Witterung seit den Bestellarbeiten im vergangenen Herbst zu extrem war um gute Erträge zu erzielen. Denn schon Ende September 2019 erschwerte ununterbrochener Regen, wenn auch gut für die Grundwasserneubildung, die Getreideaussaat und die durchnässten Böden erlaubten keine optimale Pflanzenentwicklung. Besonders die Wintergerste, der Roggen und der Winterraps haben darunter derart gelitten, dass mehrere Flächen im Frühjahr umgebrochen, und mit ertragsschwächerem Sommergetreide und Mais eingesät werden mussten. Vor allem die anhaltende Trockenheit im Frühling und im Hochsommer verhinderten einen normalen Wuchs des Getreides. Dazu komme, dass die Anbauflächen für Getreide und Raps seit 2010 um 10%, resp. 40% rückläufig sind. Im Gegenzug ist die Fläche für Mais und Feldfutter stark ausgedehnt worden.

Die Erträge bei der Saatgutvermehrung von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer lagen laut Steve Turmes (LSG) ebenfalls unter dem langjährigen Durchschnitt. Die neue Saatgutstation der LSG arbeitet derzeit ununterbrochen, um trotz Corona-bedingten Verzögerungen im Bau alle Landwirte pünktlich zum Herbstbeginn mit zertifiziertem Qualitätssaatgut zu beliefern. Die Vermarktung in der Region sei sicher ein Schlüssel, um den Ackerbau und die Saatgutvermehrung weiterhin gut in Luxemburg zu verankern, betonten die Vertreter des Agrarsektors. Klaus Palzkill (DE VERBAND GROUP – VERSIS) ging auf die Erzeugerpreise ein und wies darauf hin, dass die Getreidepreise zurzeit europaweit nicht kostendeckend sind.

Landwirtschaftsminister Romain Schneider zeigte sich nicht nur besorgt über die schlechte Getreideernte, sondern wies ebenfalls darauf hin, dass weniger Stroh, welches zum Einstreu der Nutztiere gebraucht wird, erzeugt wurde, und dass auch im Futterbau (Grünland und Mais) teils erhebliche Verluste zu erwarten sind.

Lokale Getreideprodukte weiterhin im Trend

Nichtsdestotrotz solle der Anteil an lokal angebauten Getreide stabilisiert, und die regionale Pflanzenproduktion weiterhin erhalten werden. Denn die Corona-Krise habe das Interesse der Verbraucher an lokal produzierten Nahrungsmitteln geschärft und eine Solidaritätswelle mit einheimischen Produkten losgetreten, so Romain Schneider.

Was das heimische Brotgetreide und die Mehlproduktion für das Label "Produit du terroir – Lëtzebuerger Wees, Miel a Brout” angeht, so arbeitete der Familienbetrieb Moulins de Kleinbettingen auch dieses Jahr mit 250 lokalen Bauern zusammen, die im Schnitt 18.000 Tonnen Weizen, darunter 380 Tonnen Bioweizen (Tendenz steigend), für regional hergestelltes Mehl ernteten.

Landwirtschaft und Klimawandel

Der Minister für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung unterstrich, dass es für die Landwirtschaft vital sei, sich den Herausforderungen des Klimawandels und der damit verbundenen Wetterextreme anzupassen. Gerade in diesen Zeiten habe sich das Abschließen von Ernteausfallversicherungen als ein sehr verlässliches Instrument für Landwirte und Winzer herausgestellt, um die landwirtschaftlichen Kulturen gegenüber den Risiken von extremen Wetterbedingungen abzusichern. Das Ministerium für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung unterstützt den Abschluss der Versicherungsprämie mit einer finanziellen Beteiligung. Minister Schneider riet den Landwirten ausdrücklich hiervon Gebrauch zu machen, da dieses Instrument es erlaube, den Impakt schwieriger Witterungsverhältnisse auf die Landwirtschaft abzufedern. Daneben sollen auch die landwirtschaftlichen Anbausysteme, vor allem Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Futterproduktion angepasst werden, so Romain Schneider.

Eine wichtige Rolle spiele zukünftig auch der Anbau neuer, trockenresistenter Arten und Sorten (z.B. Soja, Hirse, Sonnenblumen), die heute schon teilweise auf den Versuchsfeldern der Administration des services techniques de l'agriculture (ASTA) und der Ackerbauschule sowie des Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Lëtzebuerg (IBLA) getestet werden.

 

Pressemitteilung des Ministeriums für Landwirtschaft, Weinbau und ländliche Entwicklung

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